Legitimation & Bedeutung
Theatrale Handlungskompetenz: wahrnehmen – reflektieren – gestalten
Darstellendes Spiel als zentraler Bereich der ästhetischen und der kulturellen Bildung ist den vielfältigen Formen zeitgenössischer Theaterkunst verpflichtet, die angesichts einer sich rasant verändernden Gesellschaft fortwährend im Wandel sind. Zugleich hat das Fach Darstellendes Spiel den besonderen Auftrag einer grundlegenden theatralen Bildung und als Ziel theatrale Handlungskompetenz. Theater als soziale Kunstform integriert verschiedene Gestaltungsbereiche und besondere Lernaktivitäten. Die Schülerinnen und Schüler werden angeregt, ihre persönliche und gesellschaftliche Wirklichkeit wahrzunehmen, sich mit ihr intensiv zu beschäftigen und künstlerisch mit ihr zu arbeiten. Darstellendes Spiel geht von den gestalterischen Möglichkeiten der jeweiligen Gruppe aus, entwickelt sie weiter, bringt sie in eine altersgemäße Form und ermöglicht dadurch weiterwirkende Erfahrungen. Das Fach berücksichtigt individuelle Unterschiede der Schülerinnen und Schüler und ermöglicht somit die Teilhabe aller am Unterrichtsgeschehen. Das handlungsorientierte und kreative Lernen steht im Mittelpunkt der Arbeit und führt neben dem Erwerb fachlicher Kompetenzen zur Erweiterung der personalen, sozialen und medialen Kompetenzen. Diese Kompetenzen stehen als „Können“ über Unterricht und Schule hinaus zur Verfügung und tragen in besonderem Maße zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler bei.
In unterschiedlichen Projekten kann fächerübergreifend und -verbindend gearbeitet werden. Diese Projekte sind prozess-, produkt- und handlungsorientiert und motivieren die Schülerinnen und Schüler zu besonderen Leistungen, die sich auch auf den anderen Unterricht auswirken. Der Kontakt zu außerschulischen Partnern und Institutionen wird gesucht. Die Zusammenarbeit mit professionellen Künstlern aus Musik, Kunst und Theater in der Schule und an außerschulischen Lernorten erweitert den Horizont, bereichert den Unterricht und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Öffnung von Schule und ist Teil kultureller Schulentwicklung.
Das Fach Darstellendes Spiel thematisiert und verhandelt soziale, ökonomische, ökologische, religiöse und politische Phänomene und Probleme der nachhaltigen Entwicklung (Stichworte: Digitalisierung, Migration, Multireligiosität, demografischer Wandel, Globalisierung). Es trägt dazu bei, wechselseitige Abhängigkeiten zu erkennen und Wertmaßstäbe für eigenes Handeln sowie ein Verständnis für gesellschaftliche Prozesse zu entwickeln. Der Unterricht im Fach Darstellendes Spiel setzt damit den im Niedersächsischen Schulgesetz formulierten Bildungsauftrag um und berücksichtigt auch die Vielfalt sexueller Identitäten.
Mit dem Erwerb spezifischer Kompetenzen wird im Unterricht des Faches Darstellendes Spiel u. a. der Bezug zu theaternahen Berufsfeldern hergestellt. Die Schule ermöglicht es damit den Schülerinnen und Schülern, Vorstellungen über Berufe und über eigene Berufswünsche zu entwickeln, die über eine schulische Ausbildung, eine betriebliche Ausbildung, eine Ausbildung im dualen System oder über ein Studium zu erreichen sind. Der Fachunterricht leistet somit auch einen Beitrag zur Berufsorientierung, ggf. zur Entscheidung für einen Beruf.
Curriculare Vorgaben
KC-Links (Niedersachsen)
In Niedersachsen richtet sich der DS-Unterricht nach dem Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe (2018) sowie dem Kerncurriculum für die Schuljahrgänge 5–10:
Einführungs- & Qualifikationsphase
Grundlagen – Vertiefung – Produktion
Einführungsphase
In der Einführungsphase werden die Schülerinnen und Schüler mit dem theatralen Zeichensystem (theaterästhetische Grundlagen) bekannt gemacht, nehmen erste Gestaltungsversuche vor (theaterästhetische Gestaltung) und sammeln grundlegende Erfahrungen in der Feedback-Kultur (theaterästhetische Kommunikation). Im Vordergrund steht zunächst das prozessorientierte Arbeiten. Aspekte wie Kennenlernen, Wahrnehmen, Vertrauen, Befindlichkeit der Gruppe und Ensemblebildung haben einen hohen Stellenwert. Darüber hinaus wird die Bedeutsamkeit von Theater in seiner gesellschaftlichen Funktion (soziokulturelle Partizipation) vermittelt. Begleitend zum Unterricht finden deshalb nach Möglichkeit Theaterbesuche statt, deren Vorbereitung und Auswertung in Kontakt mit dem Theater erfolgen können.
Qualifikationsphase
In der Qualifikationsphase werden die zuvor geschaffenen Grundlagen im Rahmen komplexer werdender Aufgabenstellungen differenziert, erweitert und vertieft, die Anforderungen an die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler nehmen in den einzelnen Kurshalbjahren zu. Die praktische und theoretische Arbeit ergänzen sich und sind eng aufeinander bezogen, der Schwerpunkt liegt in der praktischen Gestaltung. Das Erfahren als handelnde Person (trainieren, experimentieren, improvisieren, gestalten) geht der Reflexion, Diskussion und Einordnung von Inhalten und Gestaltungsformen voraus.
Stundenmenge
Umfang & Klausuren
- Jahrgang 11 (E-Phase): 2 Stunden pro Woche · Klausuren pro Halbjahr: 1
- Jahrgang 12 (Q-Phase): 2 Stunden pro Woche · Klausuren pro Halbjahr: 1
- Jahrgang 13 (Q-Phase): 2 Stunden pro Woche · Klausuren pro Halbjahr: 1
Das Fach DS ist am Gymnasium Sottrum nicht als Prüfungsfach wählbar.
Leistungsbewertung
Mitarbeit, Fachlichkeit & Ensemblearbeit
Bei der Gesamtbewertung sollen die Leistungen, die in der laufenden Arbeit im Kurs erbracht werden, stärker gewichtet werden als punktuelle Leistungskontrollen. In der Phase des Kennenlernens bzw. der Ensemblebildung sollte der Aspekt der Bewertung nicht im Vordergrund stehen. Vorrangig für die Leistungsbewertung sind die in den Arbeitsprozessen feststellbaren Progressionen in der Kompetenzentwicklung der einzelnen Schülerinnen und Schüler, das Endprodukt stellt nur einen Teilbereich der Gesamtbewertung dar.
Mitarbeit im Unterricht
Das Fach Darstellendes Spiel ist aufgrund des Lernprinzips der Probebühne auf die aktive und kontinuierliche Mitarbeit und das Engagement aller Beteiligten angewiesen. Bewertet werden die praktische Mitarbeit, die fachliche Mitarbeit und die Mitarbeit in der Gruppe bzw. im Ensemble. Die folgenden aufgeführten Formen der Mitarbeit, die nicht immer eindeutig voneinander zu trennen sind, beziehen sich auf die besonderen Lernaktivitäten im handlungsbezogenen Fach Darstellendes Spiel. Sie stellen aber keinen vollständigen, sondern exemplarischen Katalog der Gesamtleistungen dar.
I. Praktische Mitarbeit
- Erkennen des zentralen Problems in der Aufgabenstellung und Finden von Lösungsansätzen
- Angemessenheit der Ausführung, sinnvolle Nutzung von Materialien und Werkzeugen
- selbstständige Umsetzung eigener Ideen
- Klarheit und Differenziertheit der Gestaltung
- sichere Anwendung der Fachkenntnisse, der gewählten Gestaltungsmittel und -verfahren
- Risiko- und Experimentierfreudigkeit
- Konzentrationsfähigkeit
- flexibles Reagieren auf unvorhergesehene Schwierigkeiten
- Entwicklung von alternativen Lösungen
- Einbringen individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten, auch über den Unterricht hinaus
II. Fachliche Mitarbeit
- Vor- und Nachbereitung des Unterrichts: Probentagebuch, Portfolio
- szenische Vorschläge im Rahmen der Gesamtkonzeption
- Praxisreflexion zur ästhetischen und dramaturgischen Konzeption
- selbstständige Recherchen (Beschaffung und Einbeziehung von Informationen aus dem Theater, der Presse, dem Internet oder Bibliotheken)
- Anwendung von Fachtermini
- Textverständnis
- Kenntnisse von Theaterformen und -methoden
- Anleitung der Gruppe
III. Mitarbeit in der Gruppe bzw. im Ensemble
- Aufgeschlossenheit und konstruktive Einstellung
- Eigeninitiative, Disziplin, Durchhaltevermögen
- Kontinuität, Zuverlässigkeit
- Teamfähigkeit (Verantwortung, Hilfsbereitschaft, Konfliktfähigkeit, Zusammenarbeit)
- produktive Feedback-Kultur
- organisatorische Mitarbeit (Arbeitsgruppen: Öffentlichkeitsarbeit, Technik, Bühne)
Schriftliche Leistungskontrollen (Klausuren)
Vier Typen – theoretisch bis spielpraktisch
Eine Klausur kann auch aus praktischen Aufgaben bestehen. Je nach Aufgabenstellung kann sich die Bearbeitungsdauer der spielpraktischen Klausur über einen deutlich längeren als den sonst üblichen Zeitraum für Klausuren erstrecken. Im Fach Darstellendes Spiel lassen sich die schriftlichen Klausuren den folgenden vier Aufgabenarten zuordnen:
Spielpraktische Klausur mit praktischem Schwerpunkt (SP1)
Die Schülerinnen und Schüler sollen bei dieser Aufgabe nicht nur nachweisen, dass sie ein szenisches Konzept entwickeln können, sondern sie sollen auch zeigen, dass sie in der Lage sind, in angemessener Zeit zu einer Präsentation zu gelangen und diese zu reflektieren. Im Gegensatz zur Aufgabe mit theoretischem Schwerpunkt liegt das Hauptgewicht hierbei in der konkreten szenischen Ausgestaltung und Umsetzung.
Spielpraktische Klausur mit theoretischem Anteil (SP2)
Bei diesem Aufgabentyp sollen die Schülerinnen und Schüler nachweisen, dass sie in der Lage sind, zu einem vorgegebenen Thema ein szenisches Konzept zu entwickeln und es in angemessener Form sprachlich darzustellen, zu begründen und kritisch zu reflektieren. Das szenische Konzept kann nicht nur Plot, szenische Anlage und Dialoge, sondern darüber hinaus Überlegungen zur szenischen Ausgestaltung im Raum anstellen und Hinweise zu Licht- und Toneinsatz enthalten.
Projekt- bzw. produktionsbegleitende Klausur (P)
Dieser Aufgabentyp beinhaltet die umfassendste Aufgabenstellung, da in ihr alle Elemente der anderen drei Aufgabenarten enthalten sein können bzw. jeder Aufgabentyp für sich vertreten sein kann. Je nach Stand der Produktion kann eine auf die Inszenierung bezogene spielpraktische Aufgabe mit theoretischem bzw. praktischem Schwerpunkt gestellt werden (z. B. Gestaltung von Bühnen-, Licht-, Toneinsatz, Entwurf eines dramaturgischen Konzepts), deren Ergebnis in die Inszenierung eingehen kann. Es können auch gestalterische Aufgaben gestellt werden, die das Umfeld der Produktion betreffen. Denkbar sind u. a. Entwürfe für Plakate, Eintrittskarten, Programme oder Zeitungsankündigungen.
Theoretisch-analytische Klausur (T)
Gegenstand der Untersuchung in diesem Aufgabenbereich sind vorgelegte Materialien (z. B. Texte, Bilder, Inszenierungen). Neben der Analyse und Interpretation können auch gestalterische Aufgaben formuliert werden, wie z. B. das Schreiben einer Theaterkritik, Textumformulierungen, Aktualisierungen oder Rollenbiografien, die neben der reinen Darstellung auch einen erläuternden und begründenden Anteil aufweisen. Die Schülerinnen und Schüler sollen bei der theoretisch-analytischen Aufgabe die Materialien selbstständig bearbeiten oder gestalten und dabei fachspezifische Verfahren auswählen und anwenden. Die inhaltlichen und formalen Elemente sollen sowohl in der Analyse als auch in der Gestaltung nicht isoliert, sondern in ihrer Bedeutung für die Aussage und Wirkung des Textes untersucht bzw. angewendet werden.
Gewichtung der Leistungen
Mitarbeit hat hohes Gewicht
Die Mitarbeit im Unterricht soll bei der Festlegung der Gesamtnote stärker berücksichtigt werden als die Klausuren. Das Verhältnis zwischen schriftlichen und mündlichen Leistungen hat die Fachkonferenz mit 1/3 Mitarbeit im Unterricht, 1/3 Klausurleistung (s. o.) und 1/3 spielpraktische Leistung in Form der Abschlussleistung festgelegt. In Semesterverläufen ohne Abschlussleistung soll das Verhältnis 60/40 (Mitarbeit im Unterricht/Klausurleistung) sein.
Lehrwerke & Materialien
Projektorientiert statt festem Schulbuch
Da DS ein sich im stetigen Wandel befindliches Unterrichtsfach mit Betonung auf praktische Inhalte ist, verwenden wir kein fest eingeführtes Schulbuch. Für die unterschiedlichen Projekte liegen aber umfängliche Materialsammlungen und Arbeitsblätter vor, die dann passgenau ausgegeben werden.
Außerschulische Lernorte & Besonderheiten
Theaterbesuche, Kooperationen, Produktionen
Fachkollegium Darstellendes Spiel
Theaterbegeistert, wertschätzend, teamorientiert.
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Herr Hipp Fachgruppe Darstellendes Spiel
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Frau Umland Fachgruppe Darstellendes Spiel