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Gymnasium Sottrum in Besitz des Schildes des Aeneas

Gymnasium Sottrum in Besitz des Schildes des Aeneas 

Der junge Künstler Hannes Ruschmeyer vermacht sein Werk der Fachschaft Latein

 

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(Hannes Ruschmeyer übergibt Schild an Frank Lembke, Fachobmann Latein)

 

 

Dieser Schild ist ein außergewöhnliches Geschenk des ehemaligen Lateinleistungskurs-Schülers Hannes Ruschmeyer. Seit dem Schuljahr 2022/23 befindet sich die aus Holz selbstangefertigte Neuinterpretation des Schildes des Aeneas im Besitz unserer Schule und steht dort im Physikraum 3, auch bekannt als „der Lateinraum“. Auf dem Rundschild sind acht zu einem Ring angeordnete Abbildungen am äußeren Rand und eine zentral in der Mitte dargestellt. All diese sind durch eine Darstellung des Meeres mit insgesamt je vier Schiffen und Delfinen verbunden.

Die Abenteuer des Aeneas werden in dem Epos Aeneis des römischen Dichters Vergil (70-19 v. Chr.) erzählt. Aeneas wird in der Aeneis als der Stammvater der Römer dargestellt, indem Vergils Epos einen wichtigen Teil der Gründungsmythologie des Römischen Reiches beschreibt. Die von Homer (etwa 850 v. Chr.) verfassten Epen Ilias und Odyssee gelten als Inspiration für die Aeneis. Gegen Ende der Ilias wird eine Person namens Aeneas erwähnt, die als Anstoß für Vergils Werk dient. Ausgangspunkt ist dabei Aeneas‘ Flucht aus dem brennenden Troja, nach welcher er auf der Suche nach einer neuen Heimat ähnliche Irrfahrten wie Odysseus erlebt. Aeneas war der Sohn der Göttin Venus (gr.Aphrodite), die den Schild für ihren Sohn bei Vulcanus (gr. Hephaistos), dem Gott der Schmiede, in Auftrag gegeben haben soll. Vulcanus erschuf den Schild samt Voraussagungen über wichtige Ereignisse der zukünftigen Geschichte Roms. Da Vergil von 70-19 v. Chr. lebte, hatte er einen Überblick über die zentralen Ereignisse der Entwicklung Roms und konnte diese so gebündelt in seine Erzählung einbringen.

Die Abbildungen auf dem Schild sind chronologisch angeordnet und beginnen am unteren linken Rand, folgen dann im Uhrzeigersinn aufeinander und enden im Zentrum. Das erste Bild zeigt eine Wölfin und zwei kleine Kinder, die sich in der Höhle des Gottes Mars (gr. Ares) befinden. Die Zwillinge sollen die Söhne des Mars gewesen sein und sind bekannt als Romulus und Remus, die im Jahr 753 v. Chr. die Stadt Rom gründeten. Die Wölfin, genannt Lupa, soll die beiden Jungen aufgezogen haben. Die Szene, in der die Lupa die beiden Kinder säugt, ist also ein zentrales Element der römischen Geschichte.

Auf dem nächsten Bild ist der Raub der Sabinerinnen zu sehen, aus dem anschließend ein Krieg resultierte. Die Römer nämlich hatten kurz nach der Gründung Roms zu wenige Frauen und sollen daher sämtliche Sabinerinnen entführt haben. Die Sabiner bewohnten einen der sieben Hügel Roms und hatten mit Romulus, dem ersten König Roms, und ihrem eigenen König, Tatius, ein Doppelkönigtum. Nach dem Raub ereignete sich der bereits erwähnte Krieg zwischen diesen beiden Königen.

Vergil konzentrierte sich allerdings eher auf die Friedensschließung als auf den Krieg, was auf der nächsten Abbildung des Schildes deutlich wird. Sie zeigt Tatius und Romulus bei der Friedensschließung mit Opferschalen am Alter des Jupiters (gr. Zeus). Auf besagtem Altar hat der Künstler Hannes Ruschmeyer seine Signatur und eine Jahreszahl (2022) hinterlassen.

Als nächstes ist der auseinandergerissene Körper des Mettus Fufetius abgebildet. Mettus war Heerführer der lateinischen Stadt Alba Longa und musste sich Rom zwangsweise anschließen. Er beging Hochverrat an Rom, indem er nach dem Anschluss geheimerweise antirömische Politik betrieb. Aus diesem Grund verhing der derzeitige König Roms, Tullus Hostilius, die Strafe, ihn in Stücke zerreißen zu lassen. Die Römer waren zuvor relativ milde beim Verhängen von Strafen für andere Völker gewesen, weshalb diese Hinrichtungsart in der Antike als Musterbeispiel für eine grausame Folter galt.

Auf der Abbildung daneben ist Horatius Cocles zu sehen, der auf einer zerstörten Brücke steht. Rom hatte seinen letzten König, den Tyrannen Tarquinius Superbus, aus der Stadt vertrieben. Der etruskische König Porsenna forderte die Wiedereinsetzung des Tarquinius und bedrängte Rom deshalb. Cocles beschützte die Stadt Rom vor den vorrückenden Etruskern, indem er die Brücke nach Rom allein verteidigte, während die fliehenden Römer die Brücke hinter sich einrissen. Dadurch wurde das etruskische Heer auf Distanz gehalten. Anschließend schwamm Cocles dem Epos nach auf die andere Seite.

Das nächste Bild zeigt einen Mann und eine Gans und ist die erste Abbildung aus der Zeit der römischen Republik. Der Mensch repräsentiert die Gallier, die einen Angriff auf das römische Kapitol führten. Die Gans steht repräsentativ für die silbernen Gänse, die zu Ehren der Juno (gr. Hera), die Göttin der Lebenskraft, in Rom gehalten wurden. Als sich die Gallier an das Kapitol heranschlichen, prophezeiten die Gänse den Angriff und halfen so dabei, Rom vor den Galliern zu beschützen.

Die Abbildung darunter zeigt die tanzenden Salier. Salier waren römischen Waffentanzpriester, die je am Anfang und am Ende eines Krieges einen feierlichen Umzug innerhalb von Rom durchführten. Bei diesen Umzügen trugen sie die Schilde des Kriegsgottes Mars, welchem sie eine besondere Bedeutung beimaßen.

Auf dem chronologisch letzten Bild der Kreisanordnung ist der römische Politiker Catilina in der Unterwelt an einen Felsen gekettet. Die andere Figur stellt eine Furie dar, die Catilina, laut Vergil, quält. Catilina wollte Konsul, das höchste Amt in der Republik, werden. Bei der Konsulatswahl verlor er allerdings gegen Marcus Tullius Cicero und verschuldete sich dabei hoch. In einem letzten Bemühen, Macht zu erlangen, startete er einen Putschversuch. Für diese Verschwörung wurde er verurteilt und galt als Staatsfeind schlechthin. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, dass Vergil ihn in seinem Werk so dargestellt hat, dass er in der Unterwelt für seine Taten bestraft wird.

Das Meer verbindet all die vorangegangenen Ereignisse und umkreist das zentral gelegene, chronologisch letzte Bild auf dem Schild. Das Meer mitsamt der Schiffsflotte symbolisiert den Sieg des Octavian, des späteren Kaiser Augustus, in der Schlacht bei Actium 31 v. Chr. Damit gewann er auch die Bürgerkriege in Rom. Nach dem Ende der Bürgerkriege begann die Zeit des Prinzipats bzw. die Römische Kaiserzeit. Das war der Grundstein für die pax Augusta, das goldene Zeitalter des langwährenden augusteischen Friedens. 

Dies führt nun zur letzten Darstellung des Schildes. Das Bild im Zentrum stellt Kaiser Augustus dar, wie er auf den Treppenstufen des Apollon-Tempels sitzt und die Menschen, die die Blütezeit Roms feiern, und deren Geschenke betrachtet. Symbolisch steht dies für den Aufstieg Roms und dafür, wie Rom sich zum mächtigsten Stadtstaat der damaligen Zeit entwickelte.

Wir danken Hannes Ruschmeyer außerordentlich für dieses besondere Geschenk und seinen damit verbundenen Einsatz und seine Kreativität!

Johanna Haltermann Leites, Hanna Schnau (beide Latein-Kurs Jg. 12)

 

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